Arbeitsgelegenheit “Miniaturstadt Flensburg”

März 2023

Ein Blick in die Werkstatt

Modellbauern ginge das Herz auf, wenn sie einen Blick in die Werkstatt der Miniaturstadt Flensburg werfen würden. Im Maßstab 1:25 entstehen hier in akribischer Detailarbeit kleine Ableger markanter Gebäude Flensburgs.

Von der Sperrholz-Grundkonstruktion ist nichts mehr zu sehen, wenn die Fließtapete, angestrichen im Farbton des Originalgebäudes, als Fassade aufgebracht ist. „Die Klinker für Steinfassaden stellen wir aus Gips her. Für jede Klinkergröße fertigen wir vorab eine Ausguss-Form aus Silikon“, erklärt Jannik Gaus. Der gelernte Tischler ist Anleiter der Arbeitsgelegenheit „Miniaturstadt Flensburg“, die die Grenzland-Fördergesellschaft des Handwerks und Gewerbes mbH im Auftrag des Jobcenters Flensburg durchführt.

Ein Blick auf die Gebäude

Imposant thront die Villa an der Ballastbrücke, vor einiger Zeit noch Herberge des Marien Cafés, auf der Werkbank. „Allein das Erstellen der Baupläne inklusive der Vermessungen am Originalbau und der Fotografie der Gebäudedetails hat sechs Monate gedauert,“ schildert Jannik Gaus. Arbeiten, die die Teilnehmer der Arbeitsgelegenheit, umgangssprachlich „1-Euro-Jobber“ genannt, umsetzen. Aus unterschiedlichen Gründen konnten sie auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß fassen. Hier gibt ihnen der Arbeitsplatz auf dem Gelände der Kreishandwerkerschaft wieder eine Tagesstruktur. Ruhig und konzentriert arbeiten sie mit Werkstoffen wie Schaumstoff, Styropor und Modellbauton. „Wer hier mitmacht, benötigt keine handwerklichen Vorkenntnisse,“ erklärt der 35-jährige Anleiter. „Vom Musterfenster arbeiten wir uns vor bis zu einem Musterhaus. So lernen die Teilnehmer nach und nach alle Bauteile und die Herangehensweise in der Fertigung kennen.“ In den neun Monaten der Teilnahme entpuppen sich die individuellen Stärken der Mitarbeitenden. „Die eine übernimmt alle Arbeiten bis zur Fertigstellung des Miniaturhauses, der andere zeigt besonderes Geschick in der Metallbearbeitung und fertigt Regenrinnen in Serie“, so Gaus.

Teilnehmende werden pädagogisch begleitet

Parallel zur handwerklichen Arbeit werden die Teilnehmenden pädagogisch begleitet. „Wer hier mitmacht, erlangt neues Selbstbewusstsein und verlässt uns mit einem gesteigerten Selbstwertgefühlt,“ zeigt sich Jannik Gaus überzeugt. Das sieht sein Chef Martin Hanisch, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Flensburg, genauso.

„Arbeitsgelegenheiten legen den Grundstein für eine spätere Integration in Arbeit“, erzählt Daniel Weiß. Er koordiniert die 200 verschiedenen Arbeitsplätze dieses Förderinstrumentes im Jobcenter Flensburg. Wer in einer Arbeitsgelegenheit schnell Fortschritte macht, kann über ein Bewerbungstraining und Betriebspraktika natürlich auch nahtlos aus der Maßnahme in eine reguläre Beschäftigung gehen. „Ein ehemaliger Teilnehmer ist jetzt mein Arbeitskollege und ebenfalls Anleiter“, schmunzelt Gaus.

Arbeitsgelegenheit Miniatur Stadt Flensburg

„Miniaturstadt Flensburg” ist eine vom Jobcenter Flensburg geförderte Arbeitsgelegenheit der aktiven Arbeitsförderung (auch bekannt als 1-Euro-Job). Im Rahmen des Projekts werden langzeitarbeitslose Menschen aller Altersklassen und verschiedener beruflicher Werdegänge bei ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben begleitet und unterstützt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernehmen den Großteil der komplexen Arbeiten für die Miniatur-Gebäude selbstständig:

  • Aufwändige Recherche zur Entscheidung und Vorbereitung des Nachbaus der Gebäude
  • Planung und Gestaltung von 3D-Modellen am Computer
  • Überlegungen zur praktischen Umsetzung und der dafür erforderlichen Baumaterialien und Arbeitsschritte
  • Feinmotorisch anspruchsvolle handwerkliche Arbeit an den einzelnen Bauelementen und dem endgültigen Modell

Die regelmäßige Mitarbeit in der Arbeitsgelegenheit fördert so wesentliche Kernkompetenzen zur Heranführung an den Arbeitsmarkt und hilft den Teilnehmenden darüber hinaus bei der Strukturierung der Tagesabläufe. Durch das Arbeiten im Team werden die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der Teilnehmenden positiv beeinflusst und der Entstehungsprozess der Gebäude mit den vielen kleinen Fortschritten stärkt ihr Durchhaltevermögen.