gefaltete Zeitung

Frau Aswads zweite Karriere als Busfahrerin

Ein Vorbild für geflüchtete Menschen, für Frauen und Mütter

 „Was mag sie erlebt haben?“, wird sich mancher Fahrgast fragen, der bei Heba Aswad in den Bus steigt. Sie ist eine der wenigen weiblichen Busfahrerinnen in und um Flensburg und wahrscheinlich die einzige mit Kopftuch.

Auf der Flucht

In ihrem früheren Leben war Aswad Lehrerin für Arabisch und Kultur in einer Kleinstadt nahe Aleppo in Syrien.

2015 folgte sie ihrem Ehemann nach Europa. Gemeinsam mit ihren fünf Kindern im Alter von zwei bis 14 Jahren flüchtete sie unter Lebensgefahr in einem Boot über das Mittelmeer. Überwiegend zu Fuß ging es für die Familie weiter über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Österreich bis nach Deutschland.

In Flensburg

Hier lernte sie Deutsch, besuchte einen Orientierungskurs und bekam ihr sechstes Kind.

2019 ermutigte sie ihr Ehemann, endlich den Pkw-Führerschein zu erlangen. „Ich hatte Angst vor dem Autofahren, schon in Syrien“, erzählt Heba Aswad schmunzelnd.

Beruflich Fuß fassen

2023 finanzierte ihr das Jobcenter Flensburg eine Fortbildung zur Busfahrerin. Als einzige Frau unter 14 Männern schloss sie den Kurs mit dem besten Ergebnis ab.

Trotz fehlender Fahrpraxis stellte sie die Flensburger Firma „NT Logistik“ im Mai umgehend ein.

„Im Bewerbungsgespräch konnte ich gleich spüren, dass Heba unbedingt arbeiten will“, erinnert sich Fahrdienstleiterin Cathrin Kusche. Beeindruckt von der Zielstrebigkeit Heba Aswads erstellte sie ihr einen Dienstplan, der zu ihrer familiären Situation passt. Nach vierwöchiger Einarbeitungszeit übernahm die 41-Jährige feste Schulbusrouten.

Da ihr Arbeitstag morgens um sechs Uhr beginnt, zahlte das Jobcenter Flensburg einen Zuschuss für den Kauf eines Pkw. So früh lässt sich ihr Arbeitsplatz im Süden Flensburgs mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichen.

Das Busfahren macht ihr sichtlich Spaß. „Auf ihren Touren mit dem Schulbus in Langballig, Husby, Satrup, Großsolt und Munkbrarup wird Heba von den Schülern und Eltern gleichermaßen wertgeschätzt“, freut sich ihre Chefin, Geschäftsführerin Manuela Gröpper.

Personal gesucht

In Zeiten des Arbeitskräftemangels würde sie sich mehr Mütter wünschen, die sich neben der Kinderbetreuung eine Berufstätigkeit zutrauen. In ihrer Firma stehen die Türen offen für interessierte Bewerberinnen und Bewerber.

 

Projekt „KiKo – Kind und Kompetenz“

Im Jobcenter Flensburg wurde Heba Aswad durch das Projekt für Erziehende „KiKo – Kind und Kompetenz“ begleitet. Für Projekt-Mitarbeiterin Antje Matzen ist sie „ein großes Vorbild für Mütter mit Migrationshintergrund. Ihr Beispiel zeigt, dass geflüchtete Mütter mit Motivation und Engagement auch beruflich in Flensburg ankommen und ein finanziell unabhängiges Leben führen können.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters würden sie dabei gerne unterstützen.

 

Kontakt

Jobcenter Flensburg

Projekt „KiKo –  Kind und Kompetenz“

Antje Matzen

E-Mail: jobcenter-flensburg.kiko@jobcenter-ge.de

Telefon: 0461 / 819 895